Zeugen Jehovas sind mitunter etwas anstrengende Personen. Das liegt daran, dass sie versuchen mit dir über religiöse Dinge zu diskutieren und dir ihre Ansicht aufzudrängen. Meistens wimmelt man sie eben ab oder läuft an ihnen vorbei.
Letztens war ich alleine unterwegs und machte Halt auf einer Parkbank auf der Promenade. Ein älterer Herr fragte mich ob er sich zu mir setzten dürfe, er wolle mir etwas zeigen. Ich hatte Zeit und Lust auf ein Gespräch. Der Mann setzte sich, machte seinen Tasche auf, holte die Bibel raus und stellte mir die Gretchenfrage: “Wie hast du’s mit der Religion”. Na toll, wen hab ich mir da angelacht? Darauf habe ich nun echt keinen Bock und das sage ich ihm auch, was er aber als Ansporn dafür nimmt Stellen aus der Bibel vorzulesen. Nun gut, dachte ich mir, entweder ich muss hier auf der Stelle weg oder ich lenke das Gespräch in eine andere Richtung. Und so frage ich den mir bisher Unbekannten nach seinem Namen.
Herr Etschmann aus Meran, gibt er mir zur Antwort. Jetzt will ich mehr wissen und irgendwie erzählt mir der Mann seine Lebensgeschichte, unterbricht die Erzählung immer wieder um auf Bibelpassagen zu verweisen die ich mir durch den Kopf gehen lassen soll. Mich interessiert sein Geschichte mehr.
Sein Leben
Herr A. Etschmann wurde in den 1920er in Passaier geboren. Sein Beziehung zum Vater war von jeher schon nicht besonders gut, das Leben anstrengend. Besonders hart ging der Pfarrer vor, der zugleich Lehrer war. Er schlug, lies auf Holzscheite knien und einmal riss er Herrn Etschmann dermaßen fest am Ohr, dass dieser eine Woche im Krankenhaus verbringen musste.
Zu Hause musste mit angepackt werden und als er sich im ganzen Land von Job zu Job schlug musste das verdiente Geld an den Vater geschickt werden. In allen möglichen Handwerks Berufe versuchte er sich, bis er in Deutschland seinen Schreinermeister machte. Die Prüfung fiel ihm alles andere als leicht. Lesen, schreiben und rechnen wurden ihm nie ernsthaft beigebracht. Mit Ach und Krach hat er es trotzdem geschafft. Danach gründete er seine eigene Firma. Da keines seiner Kinder den Betrieb übernehmen wollte, wurde alles verkauft und 1990 zogen er und seine Frau nach Meran.
Seine Frau war es die ihn zu den Zeugen Jehovas brachte. Beide hatten gute Freunde im Krieg verloren, Bilder von ihnen trägt er heute noch bei sich. Er suchte nach einer Gesellschaft ohne Gewalt und fand sie in Form dieser Organisation.
Knapp eine Stunden unterhielten wir uns. Am Ende möchte mir Herr Etschmann noch ein Büchlein mitgeben, ich lehne dankend ab. Eine letzte Frage habe ich aber noch, ob ich ein Foto von ihm schießen darf.